Landwirte setzen auf Harzer Fleisch sowie Milch und Käse aus Eigenproduktion

 

Volksstimme 28.11.2014

 

Sophie Emmi Klamroth mit Werbe-Kuh "Agathe" vor ihrem neuen Hofladen in Westerhausen, der am Sonnabend mit einem Fest eröffnet wird.
Foto: Jens Müller

 

 

 

vonJens Müller ›

 

Westerhausen l Einer alten Landwirtschaftsbrache in Westerhausen ist neues Leben eingehaucht worden. Sophie Emmi Klamroth (28) und ihr Lebensgefährte Jens Stange (28) eröffnen an diesem Wochenende rund um die ehemaligen Getreidesilos am Ortsrand von Westerhausen in Richtung Harsleben ihren eigenen Betrieb. Dabei setzen sie voll und ganz auf Fleisch, Wurst und Milchprodukte aus konventioneller Herstellung - gentechnikfrei und ohne Konservierungsstoffe. Verkauft werden sie im angrenzenden Hofladen.

 

"Es war wirklich ein harter Anfang", sagt Sophie Emmi Klamroth. Denn von der Idee eines eigenen Betriebes bis zur heutigen Eröffnung im Kreise der Familie sowie Freunden und Geschäftspartnern lag ein steiniger Weg. "Wir bauen seit drei Jahren aktiv und haben während diese Phase immer weiter kämpfen müssen", erzählt die Diplom-Agraringenieurin, der nach und nach nur vorläufige Genehmigungen erteilt wurden, wie sie berichtet. Inzwischen ist die zu einem Bauernmarkt um- und ausgebaute alte Schaltzentrale nicht mehr wiederzuerkennen. In der angrenzenden Schlachterei, der Käserei und in den Kühlräumen blitzen vor blankpolierten Fliesen die Edelstahlbehälter.

 

In ihrem Betrieb halten die beiden Landwirte rund 140 Rinder im Weidegang und im Strohstall "Bei uns gibt es keine Massentierhaltung. Das Futter wird von uns komplett selbst hergestellt - gentechnikfrei", wie Sophie Emmi Klamroth betont. Und das gute Futter wirke sich auf die Fleisch- und Milchqualität besonders positiv aus. So erreiche die Frischmilch ihrer Kühe eine natürliche Fettstufe von mehr als vier Prozent und einen Eiweißanteil von 3,6 bis 3,8 Prozent. Der Joghurt werde streng nach Reinheitsgebot hergestellt - ohne Magermilchpulver. Hinzu kommen Quark und verschiedene Käsesorten, die sie ebenfalls selbst produziere. Unterstützt werde sie in der Fleisch- und Milchverarbeitung von weiteren drei Mitarbeitern.

 

Wer sich selbst von diesem Betrieb überzeugen möchte, ist am morgigen Sonnabend, 29. November, zum Eröffnungs-Hoffest eingeladen. Ab 13 Uhr gibt es Käse- und Weinverkostungen, Grillwürstchen aus eigener Herstellung, Weihnachtsbäume und vieles mehr. Besucher haben sogar die Möglichkeit, bei der Zubereitung von Produkten zuzuschauen.

 

Wert legen die beiden jungen Landwirte auf Kontakte zu regionalen Direktvermarktern, deren Produkte ebenfalls im Hofladen angeboten werden. So Äpfel aus Aspen-stedt, Honig aus Halberstadt, Schweinefleisch aus Sargstedt sowie Eier und Eierliköre aus Altenweddingen. "Alle diese Produkte sind gentechnikfrei produziert", versichert Sophie Emmi Klamroth.

 

Übrigens sind besonders Kinder angesprochen, den Westerhäuser Bauernhof zu besuchen. Vom hofeigenen Spielplatz können sie auf eine Brücke gehen, von wo aus sie den Kühen beim Weiden zuschauen können. Aber nicht nur das: "Wir wollen Kindern mit unserem Konzept Landwirtschaft näher bringen", sagt Sophie Emmi Klamroth, die auch Hofführungen für Schulklassen anbietet - inklusive Fernseh-Liveübertragungen aus dem Stall.

 

http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/wernigerode/1382245_landwirte-setzen-auf-harzer-fleisch-sowie-milch-und-kaese-aus-eigenproduktion.html

 

 

„Landgut Klamroth“ in Westerhausen Käse, Fleisch und Wurst aus der Region

 

Mitteldeutsche Zeitung 27.11.14

 

Zwei Schweine und ein Rind pro Woche werden am Anfang verarbeitet. In der modernen Schlachterei ist aber auf jeden Fall Kapazität für mehr. Hier arbeitet auch Fleischermeister Horst Pfannschmidt.            Foto: chris wohlfeld

 

 

Von  Andreas Bürkner

 

Westerhausen -

 

Manche Dinge brauchen etwas länger, das musste auch Sophie Emmi Klamroth feststellen. „Die Idee, verschiedene Erzeugnisse von den Rindern meiner Eltern selbst zu produzieren und auch auf einem eigenen Hof in Westerhausen zu vertreiben, bestand schon lange“, erklärt sie. Schon vor gut drei Jahren hatte sie ihre Pläne eines „Landguts“ den Mitgliedern des Thalenser Bauausschusses vorgestellt. Die Umsetzung verzögerte sich, doch nun erfolgt der Start des „Landgutes Klamroth“.

 

Zusammen mit ihrem Lebenspartner Jens Stange hat Emmi, wie sie gerufen wird, aus der früheren Getreidesilo-Anlage der LPG an der Halberstädter Straße, Ecke Schützenplatz, die modernen Präsentationsbauten erstellt. „Vieles mussten wir abreißen oder umbauen“, erklärt sie, „nachdem endlich die Baugenehmigung erteilt war. Umfangreiche Behördenauflagen waren zu erfüllen, und entgegen anderer Aussagen zuvor musste auch ein Bau- und Erschließungsplan erstellt werden“, nennt sie einige der Gründe für die Verzögerungen. Sie betont aber, dass sie beim gesamten Vorhaben mit der Stadtverwaltung Thale gut kooperiert habe.

 

Auch der finanzielle Aspekt habe eine Rolle gespielt. „Wir wollten so viel wie möglich allein machen, um Kosten zu sparen“, erklärt die Jungunternehmerin, die auch auf die Hilfe ihrer Familie bauen konnte. Schließlich ist Emmi Klamroth auf dem Bauernhof der Eltern groß geworden. Voller Stolz zeigt sie mit ihrem Partner aus Sachsen, den sie während des Studiums in Leipzig kennenlernte, was bereits fertig ist, auch wenn es bis zur heutigen offiziellen Eröffnung mit geladenen Gästen, darunter Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens, noch viel zu tun gab.

 

Durch große Fenster können die Besucher sehen, wie unter hygienischen Bedingungen nicht nur Produkte hergestellt, sondern auch teilweise verpackt werden. Emmi hält einen der Joghurt-Becher in der Hand, die in einer Maschine schon auf ihre Füllung warten. „Wir werden auch einige Quarkmischungen herstellen und Trinkmilch in verschiedenen Geschmacksrichtungen“, kündigt sie an. Die Milch komme von den Rindern des benachbarten Landwirtschaftsbetriebes ihres Bruders beziehungsweise der Eltern.

 

„Die Tiere liefern auch die Ausgangsstoffe für die Fleisch- und Wurstproduktion“, ergänzt sie. Mit ihren drei Helfern, für die sie auf dem Landgut die Arbeitsplätze geschaffen hat, probt sie bereits die Abläufe, „damit bei der Premiere nichts schief geht“, wie Emmi Klamroth betont.

 

Ein Ergebnis sind verschiedene Sorten Käse, von denen die ersten Exemplare schon in einer der drei Kühllagerkammern für den Verkauf bereitliegen. Ob die Anzahl für den Start reicht, scheint eher fraglich. „Doch viel wichtiger als die Endprodukte soll für die Besucher ihre Herstellung sein“, macht die junge Landfrau deutlich. Deshalb werde es neben dem Blick in die Produktionsräume auch Schauvorführungen und Verkostungen in einem größeren Saal geben.

 

„Als Partner haben wir Bauern aus der Region gewonnen, die natürlich und ökologisch produzieren und die Tiere artgerecht halten“, macht Emmi Klamroth ihre Ansprüche deutlich. Dadurch gebe es im Verkaufsraum neben den eigenen Angeboten unter anderem auch Obst, Gemüse, Honig, Gewürze oder Wein. „Für die Besucher halten wir auch einen kleinen Imbiss bereit“, ergänzt die Guts-Chefin, „wir haben aber kein Restaurant mit durchgehender Küche vorgesehen.“

 

Für Interessenten wird es zum Start am Samstag, 29. November, ab 10 Uhr den ersten Weihnachtsmarkt auf dem Gutshof geben, der von der Straße aus an einer Plastikkuh zu erkennen ist. „Wir wollen allen unter dem Motto „Angucken und Ausprobieren“ einen ersten Einblick in unseren Hof ermöglichen.“ Auch Weihnachtsbäume wird es geben. Ganz bewusst würden an diesem Tag die Öffnungszeiten außer Kraft gesetzt. Emmi Klamroth: „Wir sind so lange da, bis der letzte Gast gegangen ist.“ (mz)

 

http://www.mz-web.de/quedlinburg/-landgut-klamroth--in-westerhausen-kaese--fleisch-und-wurst-aus-der-region-3364884

 

 

Wochenspiegel vom 02.03.2016

Bauernzeitung

3. Woche 2019

Artikel von der freien Journalistin Sabrina Gorges

Landgut Klamroth in Westerhausen Roboter schickte Kuh 78 wieder weg

  • Der Tag des offenen Hoftores ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Milchviehzucht.
  • Wie die Wohlfühltechnik für Kühe funktioniert.

Westerhausen -

Käse, Obst, Kartoffeln, Zwiebeln, frisches Rindfleisch - im Klamroth'schen Hofladen in Westerhausen bekommt man alles für ein zünftiges Frühstück und Mittagessen.

Am Sonnabend kredenzten Sophie Emmi Klamroth und ihr Team aber gleich noch das passende Dessert - ihren vierten Tag des offenen Hoftores, gespickt mit gleich mehreren Programmpunkten von Livemusik und Kunsthandwerk bis zu Tombola und Landwirtschaftstechnik-Ausstellung.

Landgut Klamroth in Westerhausen: Immer ein Anziehungspunkt

Das offene Hoftor beim Landgut galt übrigens wortwörtlich - allein, damit die Kremserfahrten zum benachbarten Kuhstall reibungslos stattfinden konnten. Passend zu Ort und Anlass kamen die Pferdestärken an diesem Tag dann auch von Traktoren der Nordharzer Schlepperfreunde.

Obwohl ein Kuhstall naturgemäß nichts für jedermanns Nase ist, waren die Führungen durch die Anlage der größte Anziehungspunkt. „Immer schon“, bestätigte Emmi Klamroth.

Knapp 1.300 Besucher zählte man auch bei den letzten Hoffesten, dieses Jahr dürften es noch einige mehr gewesen sein, schätzte die Landwirtin. Gemeinsam mit Bruder Christoph trat sie vor fünf Jahren die fließende Nachfolge im elterlichen Betrieb an. Während ihr Bruder die Oberhand über Ackerbau und Milchvieh hält, obliegen Weiterverarbeitung und Verkauf der studierten Diplom-Agraringenieurin.

Landgut Klamroth in Westerhausen: Blaue Schuhe entsprechend den Vorschriften

Dass die Traktoren am laufenden Motor Besucher zu den eigentlichen Stars des Hofs kutschierten, freute sie vor allem, „weil die Leute sich dann selbst davon überzeugen können, wie verantwortungsvolle, gentechnikfreie Milchviehzucht aussehen kann“.

Am offenen Stalltor verteilten die Mitarbeiter blaue Überziehschuhe - Hygienevorschriften wollen schließlich immer eingehalten werden. Die meisten der 140 Milchkühe und ebenso vielen Nachzuchten ließen sich durch den zahlreichen Besuch in ihren strohigen Hallen kaum stören, fraßen gemütlich ihr Heu oder dösten vor sich hin.

Landgut Klamroth in Westerhausen: Abstecher zum Melkroboter

Ähnlich entspannt hielt es Nils - der dreijährige Bolonka ließ sich unaufgeregt von Frauchen Ina durch den Stall tragen. „Wir mögen Tiere, sind viel in Tierparks unterwegs - also mag Nils sie auch“, so Ina Radant.

Wer es genauer wissen wollte, konnte einen Abstecher zum Melkroboter machen, der inmitten der Herde steht. Hier erklärte Azubi Karlchristian Weirich live, wie das Melken vonstattengeht. Pseudo-Almromantik mit dem Bauern auf dem umgedrehten Eimer ist hier längst einer modernen Wohlfühltechnik für die Kühe gewichen.

Völlig eigenständig wandern sie zum Melkstand, wo der Roboter vom Säubern der Zitzen bis zum Milchabpumpen alles übernimmt, während die Kuh mit Kraftfutter gestärkt wird. Kuh 78 nutzte ihre Chance und spendierte vor den Augen der Besucher knapp 14 Liter Milch.

Landgut Klamroth in Westerhausen: Kuh 78 wurde wieder fortgeschickt

Sozialpädagogin Konstantia Schöps von der Akademie Überlingen und ihre Schützlinge Yasin und Simon aus dem Projekt „Stabil Harz“ waren, wie die meisten Stallgäste, fasziniert. Wenige Minuten später versuchte Nummer 78 erneut ihr Glück, wurde aber vom Roboter direkt wieder fortgeschickt. „Gemolken werden darf nur alle acht Stunden“, verriet Weirich.

Dank eines Transponders am Halsband - die moderne Variante der Kuhglocke - wisse der Roboter stets, mit wem er es zu tun hat.

Der zehnjährigen Helene hatten es vor allem die Kälber angetan. Dank Kinderschminken gestaltete sie die Tierwelt auf dem Landgut ausnahmsweise etwas exotischer und war als Tiger im Kuhstall.

Ihre Versuche, einen der schwarz-weißen Riesen ausgiebig zu streicheln, scheiterten jedoch stets. „Ist ja eigentlich auch kein Streichelzoo“, bemerkte die junge Thalenserin trocken und begnügte sich lächelnd wieder mit der Beobachterperspektive. Oder war es doch die Raubtieroptik? (mz)

Hofladen übersteht Bauzeit-
Ein Artikel aus der Mitteldeutschen Zeitung 20.11.2023